Die verbotene Stadt
Uwe Thomsen als Priester Heinrich

Uwe Thomsen schlüpft für das Freilichttheaterstück „Die verbotene Stadt“ in die Rolle des Priesters Heinrich, der als Stiftsherr von St. Kastulus auftritt. In dieser Funktion hat Priester Heinrich in der Vergangenheit sehr unter Bischof Heinrich von Freising gelitten, der das Stift St. Kastulus liebend gerne wieder in seinen direkten Einflussbereich gebracht hätte. Schließlich war es im 9. Jahrhundert dem Bistum Freising übertragen worden. Als strenger Verfechter der Kirchenreform und damit als Gegner von Heinrich IV. steigert sich Priester Heinrich in einen regelrechten Fanatismus hinein, woran auch der Tod von Heinrich IV. nichts ändert, vielmehr verstärkt sich Priester Heinrichs extremistische Haltung sogar noch. Da auch Bischof Heinrich von Freising durch den Tod Heinrichs IV. deutlich Macht einbüßen muss – ähnlich wie die Burghartinger –, sieht Priester Heinrich die Chance, die Eigenständigkeit des Stifts St. Kastulus zu stärken. In seinen Augen ist Probst und Rektor Johannes als sanfter und diplomatischer Mensch kein ernst zu nehmender Stiftsleiter, der das Stift nach außen gegenüber der Kirche und Welt vertreten kann. Priester Heinrich will jedenfalls neben seiner Funktion als Stiftsherr auch noch die Leitung des Stifts nach außen übernehmen und schreckt in seinem Fanatismus sogar vor einer Intrige nicht zurück. Gleichzeitig tritt er als Gegenspieler von Vogt Burghart auf, denn ganz auf der Linie der Kirchenreformer erachtet er einen Vogt für Moosburg als überflüssig. Wohin Fanatismus, Extremismus, Hass und Intrige bei Priester Heinrich allerdings führen können, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden ...
Die historische Figur des Priesters Heinrich wird in den Quellen nur ein einziges Mal erwähnt, jedoch ist diese Quelle sehr aufschlussreich, was Selbstverständnis und Charakter des historischen Heinrichs betrifft. Er ist zu diesem Zeitpunkt nicht nur der geistliche, sondern auch der weltliche Führer des Stifts St. Kastulus und der Stiftssiedlung Moosburg. Für einen Vogt und seine Funktionen lässt Heinrich mit diesem Anspruch kaum Raum, er stellt die Position des Vogtes sogar offensiv in Frage. Gleichzeitig zeigen Inhalt und Fassung der Tradition sowie seine Selbstbeschreibung, dass es sich bei Heinrich um einen äußerst selbst- und machtbewussten Menschen gehandelt hat. Was aus Heinrich geworden ist, ist nicht überliefert. In der nächsten Quelle wird er jedenfalls nicht mehr genannt.

Der Schauspieler Uwe Thomsen wurde 1983 im württembergischen Rottweil geboren, wuchs dort als jüngerer Sohn auf, um schon in seinem zweiten Lebensjahr (mitsamt Familie) in das nahe gelegene Dorf Lauffen ob Rottweil um zu siedeln. Noch bevor er laufen konnte hatte er die Musikalität für sich entdeckt und gab Konzerte. Sein Instrument war die Bongo, seine beeindruckten Lauscher vor allem der ältere Bruder und die Mutter. Es war wohl Rythm & Blues im weitesten Sinne.
Wenige Jahre später kam es dann zu den ersten Gehversuchen auf der Bühne. Diesmal allerdings als Artist im Kinder- und Jugendzirkus Kizikus, der damals der einzige seiner Art zwischen Stuttgart und Freiburg war. Diesem Unternehmen blieb er über die nächsten zehn Jahre hinweg treu - als Artist, Jongleur, Darsteller und Erzähler in den Zirkustheaterinszenierungen von Manfred Sorg und zuletzt auch als Übungsleiter für die nachfolgende Generation an Clownskindern. Schon vor dem Abitur verschob sich sein Interesse aber vorwiegend in Richtung Schauspiel.
Initialzündung war abgesehen von einer sehr frühen Teilnahme am Schultheater (zu Beginn unter der Leitung seines Vaters) die Begegnung mit zwei Synchronsprechern aus dem Raum Nürnberg. Eine Arbeit, die ihn sofort faszinierte, seine Liebe zum Theater wieder neu entfachte und schließlich 2003 zu seinem Umzug nach München führte, um dort die Schauspielschule zu besuchen und auch zu absolvieren.
Sein Debüt als Schauspieler feierte er 2005 bei den Salzach Festspielen im bayrischen Laufen mit „Hexenjagd“ und dem „Jedermann“ auf der Festung Hohen Salzburg.
Seit Ende seiner Ausbildung ist er nun freier Schauspieler und Sprecher, spielt Theater, dreht für Film und Fernsehen und ist dort auch oft „nur“ zu hören. Ab und zu kann man ihn auch lesen sehen.
Seit 2008 gehört er zum Ensemble des Jungen Landestheater Bayern unter der Leitung von Matthias Fischer. Darüber hinaus arbeitet er in den letzten Jahren immer wieder mit den Regisseuren Alexander Veit, Peter Glockner und Jochen Servatius zusammen und lebt bis heute hauptsächlich in München.
Nach weiteren Hobbys gefragt, gibt Uwe Thomsen die Musik, bildende Künste und den Sport an. Über die eigene Arbeit hinaus ist er auch selbst großer Verehrer guter Filme, spannend erzählter Hörbücher und sehr guten Theaters.

Uwe Thomsen über seine Rolle im Festspiel:
„Ich bin wahnsinnig gespannt auf das, was beim Festpiel rauskommen wird! Hier kommt ein ganzer Haufen Leute aus der Stadt und der Region zusammen um etwas großes zu bewerkstelligen. Mit viel Motivation und Engagement! Das konnte ich bereits feststellen.
Über meine Besetzung als Priester Heinrich bin ich mehr als glücklich. Es handelt sich um eine tolle Rolle und gerade die Auseinandersetzung mit der Institution der katholischen Kirche reizt mich als Protestant natürlich besonders. Gerade auch weil es sich hier um eine sehr streitbare Figur mit jeder Menge niederer Motive handelt, die sich aber nie völlig der Nachvollziehbarkeit entzieht. Die Rolle so zu gestalten, dass sie gleichzeitig gehasst wird aber auch verstanden werden kann wird eine herausfordernde Gratwanderung. Ich werde mein bestes tun um vielleicht sogar einen klitzekleinen Funken Sympathie für Heinrich beim Publikum zu erzeugen. Mal sehen, ich freue mich jedenfalls sehr auf die Arbeit daran und natürlich auf die Vorstellungen im Sommer 2010.
Bis dahin...“

 

 
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