Die verbotene Stadt
Verena Konietschke als "die Zeit"

Verena Konietschke verkörpert im Freilichttheaterstück „Die verbotene Stadt“ keine reale Person, sondern schlüpft in die Rolle der allegorischen Figur „Die Zeit“. Der Regisseur Jochen Servatius bedient sich im Zuge seiner Inszenierung ganz bewusst dieses besonderen Stilmittels der Allegorie, um zum einen unter der äußeren Oberfläche des Theaterstücks weitere Botschaften zu transportieren und zum anderen Zeitsprünge in die Vergangenheit realisieren zu können. Schließlich kreist das Theaterstück um zwei entscheidende zeitliche Bezugspunkte: das Jahr 1106, als die Familie der Burghartinger in die politische und gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit stürzt und das Jahr 1126, als sich die zwanzig Jahre dauernde Auseinandersetzung zwischen Vogtei und Stift St. Kastulus entspannt und zum Guten wendet.
Der Begriff „Allegorie“ bezeichnet die Darstellung von etwas Universellem, Abstraktem durch etwas Besonderes, Konkretes. Beispielsweise wird bei der Personifikation das Allgemeine durch eine greifbare Figur verkörpert, die damit zur allegorischen Figur wird. Die allegorische Gestalt der Zeit entstand im Mittelalter aus der Verschmelzung der beiden griechischen Gottheiten Kronos (Vater des Zeus) mit Chronos (Gott der Zeit), und verkörpert die Unabänderlichkeit und Unumkehrbarkeit der Ereignisse. Im Mittelalter wurde die allegorische Figur der Zeit zunehmend mit derjenigen der Weisheit gleichgesetzt. Als zerstörerisches Prinzip ist die Zeit Symbol der Vergänglichkeit, als heilbringende Gottheit trägt sie zum Sieg der Wahrheit und Unschuld über die Tücken der Verleumdung und des Lasters bei. Im Theater erscheint die Zeit oft als Allegorie, ihre Attribute sind beispielsweise die Sichel und die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt, sowie eine Sanduhr, die das unaufhaltbare Verrinnen der Zeit symbolisiert. Als Dienerin des Todes, die ihrem Herrn vorbestimmte Opfer beschafft, wird die Zeit auf der Bühne häufig auch als Dämon mit Eisenzähnen wiedergegeben. Jochen Servatius setzt die Zeit als Allegorie in seiner Inszenierung als Stilmittel ein, um mit ihrer Symbolkraft die Phantasie des Publikums herauszufordern.
Mit Verena Konietschke wurde die perfekte Verkörperung der Zeit gefunden, sie ist ein Multitalent mit großem Hang zur Action, die nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Stuntwoman und Actiondarstellerin tätig ist. 1981 in München geboren, wuchs sie nach eigener Aussage fast in den Bavariafilmstudios auf. Jeden Tag saß sie fasziniert in der Stuntshow, beobachtete begeistert das atemberaubende Spektaktel des Stuntteams und wünschte sich nichts sehnlicher als dazu zu gehören. Schnell stand der Berufswunsch der kleinen Verena fest, doch dachte sie damals noch, dass „Stuntman“ eben nur etwas für Männer sei. Und so verlegte sie sich in ihrer Kindheit erst einmal aufs Tanzen, Geräteturnen, auf Gymnastik und turnte schon als Vierjährige ihren ersten Wettkampf. Als Teenager wurden dann Actionfilme Verena Konietschkes Leidenschaft, vor allem Martial-Art-Filme hatten es ihr angetan.
Irgendwann kam dann noch die Neugier auf die Schauspielerei dazu und Verena Konietschke absolvierte eine Schauspielausbildung im Schauspielstudio Gmelin und der Acting Academy München. Nach der Ausbildung nahm sie einige Theater-Engagements wahr, spielte am TamS Theater und Hoftheater Bergkirchen, merkte jedoch bald, dass ihr bei all dem die Action fehlte. So versuchte sie fortan beide Komponenten zu vereinen. Da die klassische Ausbildung zum Stuntgirl noch nicht erfunden wurde, arbeitete Verena Konietschke für ein kleines Stuntteam und hatte so die Gelegenheit, am Set zu lernen.
Mittlerweile blickt Verena Konietschke auf zahlreiche Filmrollen zurück, sei es als Schauspielerin in Kurzfilmen oder als Stuntfrau in Kinofilmen oder Fernsehsendungen wie z.B. „Kommissarin Lucas“ oder „Aktenzeichen XY ungelöst“. Aber auch im Tonstudio ist Verena Konietschke zu Hause und wird immer wieder für Sprechrollen engagiert.
Die Bewegung bestimmt Verena Konietschkes Leben: So trainiert sie mehrmals wöchentlich Mädchen und Teenies in Rhythmischer Gymnastik, aber auch Fortbildungslehrgänge, Wettkämpfe und Kampfrichterschulungen stehen an vielen Wochenenden auf dem Programm. Außerdem choreografiert Verena Konietschke Kürübungen und Tänze für Show-Auftritte, mal mit, mal ohne kämpferische Elemente. Und auch vor schwindelnder Höhe schreckt sie nicht zurück und zeigt ihr Talent bei privaten Drahtseilauftritten.
Ihre Freizeit verbringt Verena Konietschke jedoch am liebsten mit und bei Niclas, ihrem Pferd. Den Hengst hat sie bekommen, als dieser drei Jahre alt war, so dass sie ihn selbst erziehen, zureiten und ihm viele Kunststücke beibringen konnte. Niclas ist das perfekte Showpferd und Verena Konietschke trat schon ein paar Mal gemeinsam mit ihm auf Mittelalterfesten und Ritterturnieren auf.

Verena Konietschke über das Festspiel Moosburg 2010:
„Als ich zum ersten Mal vom Festspiel Moosburg hörte, war ich schon fasziniert. Im Theaterstück findet sich vieles wieder, was mein Leben bestimmt: Artistik, Kämpfe, Schauspiel und das Beste: Ich stehe gemeinsam mit meinem Pferd Niclas auf der Bühne! Das alles ist eine unglaublich spannende und mitreißende Mischung. Mir war schnell klar: Da will ich dabei sein!“

 

 
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